Soliküche / Sokü

Solidarische Küche jeden Freitag im Bandito!

Jeden Freitag gibt es im Bandito ein leckeres veganes Drei-Gänge-Menü, gekocht von unterschiedlichen Gruppen.


Newsletter

Falls ihr vorab wissen wollt was es zu essen gibt und auch sonst keine wichtige News über die Sokü im Bandito verpassen wollt – hier könnt ihr euch in unseren Newsletter eintragen:


    Rezepte

    In der Bandito Rosso Rezeptsammlung findet ihr ein paar unserer Menüs.


    Volxküche – warum eigentlich mit x?

    Kurzgeschichte der Volxküche

    Seit mindestens 150 Jahren kochen Menschen gemeinsam mit dem Gedanken, das Essen dadurch billiger werden zu lassen. Bis auf die Volxküchen der »Neuen Linken« (welche erst nach den 60er Jahren Bedeutung erlangten) werden sie überproportional von Frauen organisiert und durchgeführt. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist die Idee für viele Menschen günstig Essen zu bereiten. Ansonsten unterscheidet sich die Motivation der Organisatorlnnen zum Teil sehr stark.

    Viele Armenküchen gehen und gingen von einer »gottgebenen« oder unabänderlichen Armut aus, wollen diese jedoch mildern. Diese glauben an Armut als selbstverschuldete Situation oder vorüberge-hende Erscheinung, zum Beispiel durch Krieg. Dass Kapitalismus Armut produzieren muss ist weder Thema noch anzugreifende Tatsache dieser Institutionen.

    Lina Morgenstern war eine der Hauptakteurlnnen in der Etablierung von Volxküchen, allein in Kreuzberg wurden 7 Volxküchen von dem »Verein Berliner Volksküchen« zwischen 1866 bis 1870 erreichtet. Das Konzept dabei war, die Ausstattung durch Spenden zu finanzieren, während der Betrieb sich selber trägt. Die Speisen waren nicht umsonst, um den EsserInnen nicht das Gefühl eines Almosens zu verleihen.

    Die AWO (Arbeiterwohlfahrt) versuchte 1919 die Armenküchen in ein gesellschaftliches Bild einzubinden, was Armut zwangsläufig hervorbringt und nur gesamtgesellschaftlich angegriffen werden kann, bis Armut überwunden sei. Ihre Situation und Zeit zwangen sie praktisch jedoch stark in den Nothilfe-Charakter, bis sie 1933 von den Nazis ganz zerschlagen wurden.

    Die Nazis banden in Form der NSV (Nationalistische Volkswohlfahrt) die Essensausgabe in Großküchen an die Kriterien wie »rassische, politische und erbbiologische Reinheit« und stahlen damit eine Idee, um sie rassistisch zu belegen.

    Spätestens diese Stelle scheint geeignet, um zu erklären, warum die meisten Volxküchen mittlerweile auf ein x zurückgreifen. Damit wird sich von dem ideologischen Gebilde »Volk« abgegrenzt und versucht deutlich alle Menschen einzuladen, die halt an dem Essen teilnehmen wollen. Kurz: eine Abgrenzung von der nationalistischen Volksküche, die nur einlädt, wer die »richtige« Sprache spricht, den deutschen Pass besitzt usw.

    Das Bandito Rosso benutzt das Wort Bevölkerungsküche, um diese Abgrenzung noch deutlicher zu machen, als eine bewusste Falschschreibung es tut.

    Jüdische Volxküchen boten seit der Weimarer Republik koscheres Essen an und existierten teilweise bis 1942 in Hamburg und Berlin.

    Die »Black Panther Party« schaffte es ab 1966 innerhalb eines Jahres für 30.000 Kinder Frühstücke und andere Mahlzeiten als revolutionäre Maßnahme zu organisieren. Sie grenzten ihre Politik immer von Reformmaßnahmen ab, da sie ein Ziel vor Augen hatten/haben, was das kapitalistische und rassistische System stürzt, um es durch ein gerechteres zu ersetzen. Reformpolitik hingegen sahen sie als eine Maßnahme, den Armen vorübergehend etwas hinzuschieben, um sie ruhig zu halten.

    Linke VoKüs in der sogenannten 3. Welt sind oft selbstverwaltete Projekte, die politische Ziele durch ökonomische, ökologische und emanzipatorische Praxis üben wollen. Während hier meistens die Frage ist, ob genug gekocht wird, spielt in den USA und Westeuropa eher die Frage eine Rolle, was und wofür gekocht wird.

    In den USA versucht die Organisation »Food not Bombs« durch ausschließliches Kochen von veganem oder vegetarischem Essen, bewusstem zivilen Ungehorsam (es ist seit 1989 untersagt kosten-loses Essen zu verteilen) und dem Thematisieren verschiedener gesellschaftlicher Themen, wie Gefängnis und Migration über VoKüs zu politisieren und ihrer Politik praktischen Raum zu geben.

    Seit den 80er Jahren ist in der BRD die Volxküche mit der linken Szene wieder gewachsen. In fast allen besetzten Häusern, auto-nomen Zentren, linken Jugendclubs, Wagenburgen usw. werden VoKüs angeboten, mit sehr unterschiedlichen Konzepten. Die Soli-VoKü setzt meist ein zentrales Thema, dem eventuelle Mehr-einnahmen gewidmet werden. In der Anti-Castor Bewegung gibt es durch die Bevölkerung im Wendland meist kostenlose, von den DemonstrantInnen selbst organisierte VoKü Wagen meist gegen Spende ausgegebene warme Mahlzeiten.

    Die linken Berliner VoKüs sind meist sehr lecker und abwechs-lungsreich, es ist möglich von veganem Essen über Fleischvokü bis hin zu bengalischen Mahlzeiten alles zu erhalten. Die Umgebung, in der Essen ausgegeben wird, kann dabei sehr unterschiedlich sein. Autonome Kneipe, ehemals besetztes Haus, Wagenburg oder Jugendclub. Auch der politische Anspruch ist wahrscheinlich nicht gleich, wird jedoch mindestens durch die Umgebung sichtbar.

    Übersicht aller Bevölkerungs- und Volxküchen in Berlin

    Artikel über Volxküchen:

    cafebabel.com: V wie Veganer in Berlin

    duitslandweb.nl: Spaghetti aan het plafond
    Linkse subcultuur doet volkskeukens herleven

    Frankfurter Rundschau 24.02.05:
    Alternatives Schlemmen: Die Berliner “Volxküchen”

    Jamals Volksküche in Berlin

    Cheap eats in Berlin: Do you VoKü? Issue #32, October 2004 of Backpacker Magazine

    Volxküche, segensreiche (Freitag 43, 18.10.2002)

    Schöner essen in Friedrichshain
    Volxküchen sind angenehme Orte und laden zum Bleiben ein